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Frauen fördern -Gesellschaft stärken

Nachhaltige Integration: Frauen fördern - Gesellschaft stärken

Im folgenden Bericht möchten wir unsere Erfolgsgeschichte aus der „Individuellen Frauenmaßnahme mit Migrationshintergrund zur Aktivierung“ in Remscheid präsentieren, die sich an Teilnehmerinnen aus dem SGB II Bereich richtete.

Im Maßnahmeverlauf waren verschiedene Nationalitäten vertreten, die viele Unterschiede wie gesellschaftliche Herkunft, das unterschiedliche Bildungsniveau, das Alter, die familiäre Situation, die ethnische Gruppe und die Religion mit sich brachten.

Die Kundinnen brachten geringe bis gar keine Kenntnisse im IT-Bereich mit. Auch hinsichtlich ihres Engagements, ihrer Motivation und Aufnahmefähigkeit unterschieden sich die Frauen sehr. Viele von ihnen hatten keine Einschätzung bzgl. ihrer beruflichen Möglichkeiten, sodass sehr langsam an der passgenauen Akquise gearbeitet werden konnte.

Die Teilnehmerinnen der Maßnahme, die aus den unterschiedlichsten Motiven nach Deutschland gekommen sind, hatten eine wichtige, gemeinsame Erfahrung: Das Erlebnis und der Prozess der Migration. Hierüber fand sich eine Ebene für die Gruppendynamik. Die Migration hat die sozialen Netzwerke verändert und teilweise zerstört, wichtige Bezugspersonen mussten zurückgelassen, Vertrautes musste aufgegeben werden. Die Migrantinnen mussten sich neu einstellen auf eine Aufnahmegesellschaft, in der weitgehend andere, fremde Wertvorstellungen und Glaubensinhalte gelten, in der etwas so Alltägliches wie der Kauf einer Fahrkarte Schwierigkeiten bereiten kann und in der verfügbare Interpretationsmuster und Verhaltensweisen nicht mehr funktionieren.

Um den sozialpädagogischen Anliegen der Teilnehmerinnen gerecht zu werden, stand ihnen jederzeit eine Sozialpädagogin zur Verfügung. Sie konnte durch die intensive Arbeit und engmaschige Betreuung mit den einzelnen Teilnehmerinnen eine gute Vertrauensbasis aufbauen, sodass sie gerne als Ansprechpartnerin genutzt wurde. Hausbesuche, Begleitungen zu den Netzwerkpartnern, alternative Einzelcoachingformen waren sehr praktikable Arbeitsmodelle, um sowohl die Erreichbarkeit der Teilnehmerinnen und die intensive Zusammenarbeit mit den Kundinnen zu gewährleisten, als auch die Arbeitsprozesse zu optimieren und effizient abzuwickeln.

Um den besonderen Bedürfnissen der Frauen gerecht zu werden, wurden regelmäßig individuelle Einzelgesprächstermine sowohl persönlich als auch online via Videokonferenz angeboten. Der Großteil der Gruppe erwies sich als zuverlässig und verbindlich. Aufgrund der Beziehungsarbeit entwickelte sich eine sehr intensive und vertrauensvolle Kommunikation sowohl innerhalb der Gruppe als auch mit uns als Träger.

Der Blick auf die unterschiedliche Selbst- und Fremdwahrnehmung im Arbeitskontext wurde geschult. Allerdings müssen wir an dieser Stelle festhalten, dass sich eine Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit für die meisten Kundinnen aufgrund der persönlichen Problemlagen wie z.B. die Perspektivlosigkeit aufgrund des bestehenden Rollenverständnisses aus dem Herkunftsland, Kriegstrauma sehr schwierig gestaltete. Den Frauen fehlte oft das Wissen über die Möglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt, und sie sahen sich bislang noch nie in der Rolle einer möglichen berufstätigen Frau.

Das Angebot der Fördereinheiten aus diversen Themenbereichen wie Gesundheitsorientierung wurde gut angenommen und umgesetzt. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, an Präsenz- und Online-Kursen u.a. zu den folgenden Themen teilzunehmen:

Stark im Alltag (Bewältigungsstrategien), gesunde Ernährung und Gewichtsmanagement, Stressmanagement und Entspannung aktvieren, Gesundheitsförderung durch Bewegung und Aktivität, Rückenstark und Rückengesund. Außerdem fanden in regelmäßigen Abständen Bewegungsangebote begleitet durch die Sozialcoachin in der freien Natur, wie beispielsweise Jogging-, Walkinggruppen, die Aktion „Zu Fuß zu Grone“ oder „Mit dem Rad unterwegs“ statt.

Diese Aktionen wurden durch verschiedene digitale Systeme und Maßnahmen im spielerischen Kontext wie Gamification zum Zwecke zur wirksamen Motivation und Bindung von Kundschaft im Gesundheitsbereich genutzt. Diese haben zu mehr Teilhabe an der Gemeinschaft geführt. Außerdem sorgten die spielerischen Angebote für mehr Spaß am Training.

Interkulturelle Kompetenzen: Im Rahmen verschiedener Projekte konnten die Unterschiedlichkeiten sowie die Gemeinsamkeiten der verschiedenen landesüblichen Gebräuche bearbeitet werden z.B. gemeinsames Kochen landestypischer Gerichte oder in Unterrichtsgesprächen Projekte wie „Vorurteile abbauen, Vielfalt leben“, “Interkulturelle Tischdekorationen“ bei den gemeinsamen Teestunden und Frühstücksangeboten.

Netzwerkarbeit: Teilnehmerinnen haben unterschiedliche Institutionen und  Anlaufstellen kennengelernt und konnten nach der Beendigung der Zuweisungszeit das Vertrauen ins eigenständige Agieren gewinnen. „Das Internationale Frauencafé“ wurde regelmäßig und sehr gerne besucht. Die Referate zu den Themen SPZ, Psychologische Beratungsstellen, Opferschutz, Polizei Wuppertal, Frauenberatungsstelle sorgten dafür, um gewisse Vorurteile abzubauen und Ängste zu nehmen.

Für die Förderung der kulturellen Teilhabe wurde mit dem Kommunalen Bildungszentrum Remscheid kooperiert. Regelmäßige Projektwochen mit der Musik- und Kunstschule, Bibliotheksbesuche sowie interkulturelle Vorleseangebote fanden statt.

Medienkompetenzförderung: Folgende Punkte der Schulungsinhalte wurden auf Wunsch der Teilnehmerinnen durchgenommen: Vorbereitung der Zielgruppe auf die digitalisierte Lebenswelt mit all ihren Chancen und Risiken; Umgang mit der Reizüberflutung durch übermäßigen Medienkonsum oder digitale Gewalt; Durch das medienpädagogische Fachwissen Eltern befähigen, anhand altersgerechter Strategien in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen.

Grundsätzlich wurde in allen Bereichen der Fokus auf projektbezogenes Arbeiten z. B. in Projektwochen gelegt. Ziel war es, die Gruppendynamik zu stärken und die Selbstwirksamkeitserlebnisse der Frauen zu fördern, indem sie eigene Ideen einbringen und ausarbeiten konnten. Im Rahmen der Projektarbeit: „Der mehrdimensionale Blick auf gesellschaftliche Teilhabe“, Mitmachaktion in der Musik- und Kunstschule in Remscheid „Frauen malen Frauen“, regelmäßige Bibliotheksbesuche sind vertrauensvolle soziale Beziehungen entstanden.

Die Förderung der kulturellen Teilhabe hat in unterschiedlichen Formen stattgefunden. Diese wurde als Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in Deutschland und als wichtiger Motor der Integration in unserer Gesellschaft angesehen und aktiv erlebt. Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur ermöglichte einen Zugang zur Geschichte, zu den kulturellen Werten in Deutschland und der Welt. Durch diverse Aktionen ist es uns gelungen vieles zu erreichen. Auch in den Reflexionsrunden haben wir festgestellt, dass die ersten Schritte zur Partizipation und Teilhabe erfolgreich waren.

Den Teilnehmerinnen wurden von Beginn an Kontaktmöglichkeiten zu uns durch verschiedene Kanäle geboten, welche ihnen in den unterschiedlichsten Situationen Sicherheit boten und so die Flexibilität in der Teilnahme erleichterten. Zur Mitgestaltung wurden die Teilnehmerinnen bei der Themenauswahl miteingebunden, so dass unerwartete Inhalte eine Relevanz erhielten, die für die restliche Gruppe bereichernd waren, z.B. Austausch über Schwierigkeiten der Kinderbetreuung, erzieherische Problemlagen, „Ist mein Kind sicher im Netz unterwegs?“ usw.

Regelmäßiger Erfahrungsaustausch über mangelnde Mobilität, Perspektivlosigkeit wegen bestehender Rollenverhältnisse, fehlende Sozialkompetenz, Sprachdefizite, physische und psychische Problemlagen zeigten viele Gemeinsamkeiten innerhalb der Gruppe.

Zu den Kernelementen der Maßnahme zählten Kontakt halten und Vertrauensbasis schaffen sowie die intensive Aktivierung der Teilnehmerinnen, Unterstützung bei der Aufnahme eines Sprachkurses und dem Erhalt eines Kinderbetreuungsplatzes.

Im Verlauf der Maßnahme zeigte sich eine lebhafte Umsetzungsstruktur, welche sowohl zeitlich, wie auch inhaltlich flexibel passend zur Kinderbetreuung und individuellen Belangen angepasst wurde. Durch den Online-Unterricht konnten aufgrund des genutzten niedrigschwelligen Formats in Form einer App alle Kundinnen erreicht werden. Der Online-Unterricht ermöglichte dabei eine leichte Teilnahme ohne viel Aufwand, sodass auch Kundinnen erreicht werden konnten, die zunächst aufgrund ihrer Motivation eine geringe Verbindlichkeit zeigten. Die veränderte Diversität in der Zielgruppe sorgte zudem für besseres Modellernen untereinander.

Im Mittelpunkt standen die Vernetzung und der Austausch der Frauen untereinander. Gerade hier haben sie Wertschätzung und die Möglichkeit erfahren, sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen. Sie nahmen wahr, dass sie nicht alleine mit ihren Problemen und Schwierigkeiten sind. In diesem angebotenen geschützten Raum war es von großer Bedeutung, die Frauen zusammenzubringen und die Gemeinschaft zu stärken, dazu auch noch die Möglichkeiten aufzuzeigen, ein neues Selbstbewusstsein und Perspektiven zu entwickeln

Durch Schicksalsschläge, persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, wie Scheidung, Flucht und vieles mehr haben sie ihr Gespür für ihre Selbstwirksamkeit verloren. Während der Teilnahme wurden die Stärken und Ressourcen wieder sichtbar und spürbar gemacht und weiterentwickelt. Durch das angebotene Training, interkulturelle Sensibilisierung und Wertschätzung wurden die Frauen motiviert und in ihrem Selbstbewusstsein aufgebaut, um wieder selbstwirksam zu sein und sich aktiv für die Gesellschaft zu engagieren und an der Gestaltung mitzuwirken.

Die Stärkung der Frauen kann tatsächlich die gesamte Gesellschaft verändern, daher sollte die Bedeutung solcher spezieller Maßnahmen für Frauen in den Mittelpunkt rücken.

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